Unsere Projekte

Schule

Im Jahr 2018 wurde von der Fondation Fepoutim (unseren Partner:innen vor Ort) ein Grundstück gekauft, das etwa der Größe von zwei Fußallfeldern entspricht. Auf diesem Grundstück soll nun eine Schule, ein Waisenhaus und eine Medizinstation entstehen.

Unser aktueller Fokus liegt auf dem Bau der Schule. Insgesamt soll die Schule die Kinder in drei Vorschuljahrgängen sowie weiteren sechs Schuljahrgängen ausbilden. Dazu werden drei Gebäude errichtet, die jeweils drei Klassenräume beherbergen.

Bei unserem Einsatz zu Ostern 2018 wurde mit dem Bau des ersten Gebäudes für die Vorschule begonnen. Es ist uns gelungen das Fundament am letzten Tag fertigzustellen und so war es möglich, dass die haitianischen Arbeiter:innen während unserer Abwesenheit alle Wände hochmauern konnten. Zu unserer Ankunft Ostern 2019 war nun alles bereit für das erforderliche Betondach. Nach drei Wochen inklusive mehrerer Nachtschichten im Dunkeln, stand der Rohbau des ersten Klassenraum-komplex.

Parallel zur Innengestaltung wurden im darauffolgenden Jahr drei Lehrerinnen von Milca Dieujuste (eine Ausbilderin aus dem Lehrerausbildungszentrum in Liancourt) zu Montessori-Lehrkräften ausgebildet. Die Montessori-Pädagogik stellt einen starken Kontrast dar zu dem sonst verbreiteten Unterrichtstil in Haiti, der hauptsächlich aus Auswendiglernen und strenger Disziplin besteht. Maria Montessori hatte die Vision die Bedürfnisse jedes Kindes in den Mittelpunkt des Lernens zu stellen und die Lernumgebung so aufzubereiten, dass jedes Kind zum selbstständigen, aufgeweckten Lerner werden kann.

Im Oktober 2020 war es dann so weit und die frisch gebackenen Lehrerinnen haben mit der ersten Vorschulklasse den Unterricht begonnen. Das erste Schuljahr wurde im Juni 2021 beendet und die Schüler:innen mit ihren Zeugnissen in die Ferien geschickt. Im September 2021 kommen sie nun in die zweite Vorschulklasse und zusätzlich werden 20 neue Kinder eingeschult, die bereits ausgewählt wurden.

Die weitere Planung sieht es vor, dass bei einem Einsatz im Juli 2021 die Fundamente für zwei weitere Gebäude mit jeweils drei Klassenräumen errichtet werden. Zusätzlich ist der Bau einer Cafeteria geplant, um einen festen Ort für die Mahlzeiten zu haben, die zum jetzigen Zeitraum in einem der Klassenräume stattfinden. Mit der Fertigstellung der Gebäude rechnen wir spätestens für das Jahr 2022.

Waisenhaus

Ein weiteres Anliegen unserer Partner in Torbeck war der Bau eines Waisenhauses.

Es soll ein kleines Dorf aus bis zu fünf Wohnhäusern entstehen, die das Waisenzentrum bilden. In jedem der Häuser können sechs bis acht Kinder mit zwei Betreuer:innen leben.

Ostern 2019 wurde der Bau des ersten Wohnhauses begonnen und das Fundament fertig gestellt. Die haitianischen Arbeitskräfte haben im darauffolgenden Jahr die Mauern hochgezogen und eine provisorische Dachkonstruktion errichtet. Die Konstruktion und der Bau eines Betondaches wurden durch die Corona Pandemie verhindert, da wir im Jahr 2020 nicht nach Haiti reisen konnten. Zum aktuellen Zeitpunkt dienen die Räumlichkeiten als Küche für die Verpflegung der Schulkinder.

Die weiteren Gebäude sollen in den nächsten Jahren parallel zum schrittweisen Aufbau der Schule errichtet werden.

Medizinstation

Der Bau des gewünschten Zentrums für eine medizinische Erstversorgung ist für einen späteren Zeitpunkt geplant. Das Grundstück bietet jedenfalls hinreichend Platz für dessen Realisierung. Die Überlegungen hierzu gehen dahin, auch die vorübergehende Aufnahme von Kranken ermöglichen. Für den medi­zinischen Einsatz sollen auch Ärzte in Deutschland gewonnen werden, um dort zeitweise zu arbeiten und sich ggf. auch mit haitianischem Gesundheitspersonal auszutauschen. Nähere Einzelheiten und Dringlichkeiten werden später mit den Menschen in Torbeck abzustimmen sein.

2017 Dächer für Haiti – No Food no Live

Am 4.10.2016 fegte der Zyklon „Matthew“ mit seinem als Auge bezeichneten Zentrum mit Geschwindigkeiten bis zu 280 km/h über Torbeck. Palmen brachen, Dächer stürzten ein, sintflutartige Regenfälle überfluteten das Land. Über Messengerdienste erreichten uns nach mehreren Tagen Funkstille aus Torbeck Videos, die fassungslos machten, und die Botschaft: „No Food no Live“. Spontan rief Roland Kühne die Spendenaktion „Dächer für Haiti“ ins Leben. Sofort schickten wir über Western Union Geld an unsere Freunde, denen es gelang aus US-Importen Reis und andere Grundnahrungsmittel zu beschaffen und an viele Familien im Ort gerecht zu verteilen.

Fünf Monate später – Ostern 2017 – war es uns möglich wieder mit Auszubildenden des Rhein-Maas Berufskollegs nach Torbeck zu fahren. Die Schäden an den Häusern und Hütten waren noch deutlich zu sehen und das Bild der Landschaft hatte sich radikal verändert, während die Natur sich bereits Schritt für Schritt erholte.

Andere Planungen wurden hintangestellt, denn durch den Hurricane „Matthew“ waren viele Familien existentiell bedroht und benötigten sofortige Unterstützung. Wir entschlossen uns den am schlimmsten Betroffenen wieder ein Dach über dem Kopf zu verschaffen.  Ganze Familien hatten nicht selten seit Monaten unter Zeltplanen „gehaust“. An mehr als 40 Häusern wurden unter beispiellosem Einsatz der angeworbenen haitianischen Handwerker und unserer „Jungs“ die Dächer erneuert. Zusätzlich wurde das im vorherigen Jahr fertiggestellte Jugendhaus repariert und die Sturmschäden beseitigt.

Jugendhaus - Congregation des Petits Frères et des Petites Sœurs de L’Incarnation

Der Gedanke an das ferne Haiti ließ uns auch im Jahr 2013 nicht ruhen. Es kam zu einem Kontakt zu der „Congregation des Petits Frères et des Petites Sœurs de L’Incarnation“, einer in den 1970er Jahren in Haiti gegründeten Ordensgemeinschaft.  Beginnend im Juli 2014 bis 2016 bauten wir nun ein Jugend- und Kulturzentrum in Torbeck/Haiti-Sud.

Im Sommer 2014 – Deutschland wurde Fußballweltmeister – und über Ostern 2015 bauten Haitianer und Kempener in Torbeck/Haiti-Sud den Baukörper des geplanten Gebäudes mit einer Grundfläche von 270 Quadratmetern einschließlich Bedachung. Material und Lohn der haitianischen Arbeiter:innen wurden aus Spendengeldern beglichen. Das Gebäude wurde in Jahr 2016 fertiggestellt.

Wieder stellte sich im Abschiedsschmerz die Frage, ob dies einen endgültiger Abschied von Haiti bedeuten sollte.

Lehrerausbildungszentrum der Peter Hesse Stiftung

Umgeben von den Inseln der Bahamas, Kuba und Jamaika und in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Dominikanischen Republik liegt Haiti. Namen, die Fotos von palmengesäumten weißen Traumstränden vor unser inneres Auge zaubern. Leider ist die politische und wirtschaftliche Situation in diesen Ländern, mit Ausnahme der US-amerikanisch dominierten Inseln, seit jeher schwierig. Dies hat politische Instabilität und steigende Kriminalität zur Folge. Dies alles bleibt in Europa weitgehend unbeachtet, da Haiti wirtschaftlich bedeutungslos ist. Aber als ob dies nicht genug wäre, wurde Haiti im Januar 2010 von einem Erdbeben heimgesucht, das binnen weniger Minuten mehrere hunderttausend Menschenleben kostete und etwa einer Million Haitianer ihr Zuhause raubte. Diese Tragödie fand selbst bei uns in den Medien seinen entsetzten Widerhall. Damit wurde es seinerzeit auch zum Thema im Religionsunterricht der angehenden Maurer:innen des Rhein-Maas Berufskollegs in Kempen bei Pfarrer Roland Kühne. Schnell hieß es seitens der Schüler:innen, dass man helfen wolle. Einer Geldspende an eine der bekannten großen Hilfsorganisationen standen die Schülern:innen skeptisch gegenüber. Da erhob sich einer der Schüler und stellte die Frage, warum man denn nicht beim Wiederaufbau helfen könne; schließlich seien sie Maurer. Dieser Satz brachte den Stein ins Rollen.

Roland Kühne, tief erschüttert von den Bildern und Berichten aus dem geschundenen Land, konnte nicht aufhören, an diesen verrückt erscheinenden Vorschlag zu denken. Durch  einen Zufall – gibt es Zufälle? – kam er in Kontakt mit dem Düsseldorfer Unternehmer Peter Hesse, der sich zu jenem Zeitpunkt bereits seit vielen Jahren in Haiti engagierte. Der Unternehmer unterstützte mit seiner Stiftung eine Schule zur Ausbildung von Lehrer:innen in Port au Prince, der Hauptstadt Haitis. Dort war das Schulgebäude Opfer des Erdbebens geworden. Inzwischen hatte Peter Hesse dank seiner langjährigen Kontakte kurzfristig ein Grundstück in Liancourt, etwa 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt, erwerben können. Er beabsichtigte, dort eine neue Schule aufzubauen und einzurichten und war interessiert und erfreut über die unerwartet angebotene Hilfe durch die angehenden Handwerker des Berufskollegs. Die „verrückte“ Idee direkt in Haiti Hilfe zu leisten, gewann an Kontur und wurde schließlich Realität. Nach einer ersten Erkundungsfahrt im Februar 2011, zunächst ohne die Teilnahme von Berufsschülern:innen, kam es in den nächsten Jahren zu fünf Arbeitseinsätzen. Es gelang in Zusammenarbeit mit zahlreichen haitianischen Handwerker:innen den Bau des neuen  Montessori-Ausbildungszentrums in Liancourt voran zu treiben und bereits im Jahre 2012 zum Abschluss zu bringen. Es waren mehrere Gebäude auf einem großzügigen Areal einschließlich einer Umfriedung, notwendige Sanitäreinrichtungen und Gemeinschaftsräume gebaut worden. Trotz tropischer Hitze, Trockenheit, sintflutartigen Regenfällen, einfachster Unterbringung haben sich die hochmotivierten Auszubildenden niemals beklagt, sondern im Gegenteil beeindruckenden Einsatz bewiesen. Dabei wurden die Teams aus Deutschland in liebevoller Weise umsorgt und bekocht. Die wirkliche Teilnahme an dem Leben der einheimischen Bevölkerung ist mit touristischen Aufenthalten in keiner Weise vergleichbar und erzeugt Verständnis und Demut. An den zwei Arbeitseinsätzen im Jahr 2011 und den drei Einsätzen in 2012 waren insgesamt 22 Schüler und 11 Lehrer:innen und mindestens 30 haitianische Arbeiter beteiligt. Das Ausbildungszentrum wird seither von dem damaligen Projektpartner, der Peter-Hesse-Stiftung, betrieben. Der letzte Arbeitseinsatz in Liancourt zur Fertigstellung des Gebäudekomplexes datiert in der Zeit vom 22.9. bis zum 14.10.2012.

Mit der Abschiedswehmut stellte sich die Frage: Ein endgültiger Abschied von Haiti ??